Die Söhne der Not
Woher kommen Söldner?
Es ist schon seltsam; wird eine aktuelle Diskussion geführt, sind
Söldner immer die anderen. Diffamiert man die Truppen des Gegners
als finstere, materialistische
Mietlinge, so unterstreicht man dadurch
natürlich die edlen Motive der eigenen, die vor allem ihrer patriotischen
Pflicht nachkommen. Während in der modernen Welt also kaum jemand
Söldner beschäftigt, sondern diese nur in den Reihen seiner Feinde
bekämpft, verhält es sich bei der Betrachtung der Geschichte
deutlich anders. Hier sind nun plötzlich fast alle Völker äußerst
erpicht darauf, möglichst viele Söldner produziert zu haben.
Die Parias von heute erscheinen in den Geschichtsbüchern als Belege
einer kriegerischen und abenteuerlichen Vergangenheit. Dass dabei die historischen
Fakten als erstes unter die mächtigen Räder von Mythen und Legenden
kommen, versteht sich wohl von selbst.
Ein nordamerikaner Historiker beschreibt diese Vorurteile im Vorwort
einer Studie über den Fremdendienst italienischer Aristokraten in
der Frühen Neuzeit und im Absolutismus. "Das wird ein kurzes Buch",
witzelten seine Kollegen oder bezeichneten das Thema gleich generell als
Oxymoron. Nun dienten tatsächlich außergewöhnliche viele
Italiener in dieser Zeit auf den Schlachtfeldern Europas. Das Problem dabei
ist allerdings, dass diese Tatsache den modernen Vorurteilen vom italienischen
Nationalcharakter so wenig entspricht, dass selbst Historiker anscheinend
oft keine fundierte Meinung dazu haben. Ganz anders ist jeder Nordamerikaner
oder Engländer
davon überzeugt, einer besonders kriegerischen Nation zu entstammen,
die deshalb natürlich auch reichlich Söldner produzierte. Leider
haben die Engländer in der fraglichen Zeit äußerst wenig
zu bieten. Ein englischer Historiker, der beseelt vom patriotischen Geist
des 19. Jahrhunderts, seinen Landsleuten ein ähnliches Werk widmen
wollte, nannte es deshalb notgedrungen "British Heroes in Foreign Wars".
Blättert man nun darin, so findet man jede Menge Waliser, Iren und
Schotten, die oft vor englischer Unterdrückung ins Ausland geflohen
waren, aber bezeichnenderweise keine Engländer.
Nun sind wir der festen Überzeugung, dass jedes Volk unter den
gegebenen Umständen wahrscheinlich einen ähnlichen Prozentsatz
tapferer Männer und Frauen hervorbringt. Manchmal errichtet man ihnen
Denkmäler oder dreht Filme über sie, wobei dies jedoch umso verdächtiger
wird, je bombastischer und heroisierender Denkmäler und Filme werden.
Allzu oft dient der Heldenkult lediglich der Verdummung der Völker.
Wir überlassen ihn deshalb anderen Kreisen und beschäftigen uns
statt dessen mit den Söldnern. Obwohl es unter ihnen bestimmt immer
einen besonders hohen Anteil tapferer Leute gab - schließlich sind
Krieg und Gefahr ihr Geschäft -, ist ihre Geschichte weniger die von
Ruhm und Heldentum, sondern eine Geschichte von Not und Unglück. Um
es verkürzt zu formulieren, könnte man sagen: glückliche
Menschen ziehen nicht freiwillig in den Krieg, und erfolgreiche Nationen
produzieren keine Söldner, sondern beschäftigen welche. Konfuzius
hat dies mit der typischen Arroganz des gebildeten und wohlhabenden chinesischen
Verwaltungsbeamten so formuliert: "Aus gutem Stahl macht man keine Nägel,
und aus guten Männern sollte man keine Soldaten machen."
Betrachtet man zum Beispiel die ganz großen Imperien, sozusagen
als Höhepunkte einer äußerst erfolgreichen Politik - das
Römische Weltreich,
das der spanischen Habsburger und das der Osmanen,
Frankreich, Russland, das britische Empire und schließlich die USA
-, so kann man leicht feststellen, dass diese Imperien zum Unterhalt ihrer
enormen Armeen nicht nur ihren eigenen unruhigen Söhnen sozusagen
"Vollbeschäftigung" boten, sondern auch noch meistens auf fremde Söldner
angewiesen waren. Für abenteuerlustige Römer, Spanier oder Engländer
gab es nur wenige Gründe, im Ausland Kriegsdienst zu suchen; für
sie war es viel einfacher ihr Glück unter den eigenen Fahnen zu suchen.
Zudem hätten die Regierungen fremde Werbungen auch kaum geduldet,
da sie ihre eigenen Regimenter füllen mussten. Natürlich gab
es allein durch die Größe der unterhaltenen Armeen immer eine
gewisse Anzahl von Deserteuren, rebellischen Adligen, Offizieren, die vor
einem Malheur fliehen mussten, und anderen gescheiterten Existenzen, die
in fremde Dienste traten. Aber das waren relativ wenige, eher eine unvermeidliche
Randerscheinung.
Oft ist es sogar so, dass eine erfolgreiche Politik so viel Wohlstand
mit sich bringt, dass auch für die unteren Schichten der Bevölkerung
so viel abfällt, dass sie nur noch wenig Neigung zeigen, sich den
Strapazen und Gefahren des Soldatenlebens zu unterziehen. Wenn Gewerbe
und Handel florieren und dort bessere Löhne als beim Militär bezahlt
werden, muss der Menschenbedarf mit Ausländern gefüllt werden.
Und die passenden Rekruten findet man natürlich nur dort, wo die Lebensumstände
um vieles härter und erbärmlicher sind. Ein zusätzlicher
Vorteil ist, wenn die Anzuwerbenden nicht nur arm, sondern auch kriegerisch
sind. Geradezu ideale Gebiete zu Rekrutierung von Söldnern sind deshalb
Regionen, die staatlich nicht besonders fest organisiert sind, und deren
Bewohner konstant in Fehden und Kleinkriege untereinander oder mit ihren
Nachbarn verwickelt sind. In Europa fand man solche Gebiete lange in den
Alpen, den Pyrenäen oder im schottischen Hochland. Die Berge fördern
die politische Zersplitterung und die Weidewirtschaft bietet nur wenigen
ein gesichertes Auskommen. Vor allem aber waren die Hirten an ein entbehrungsreiches
Leben im Freien gewohnt und mussten zudem ständig bereit sein, ihre
Herden gegen Räuber zu verteidigen, wobei Wölfe und Bären
die Ausnahmen waren.
Dies ist auch keine Besonderheit, die sich auf Europa begrenzt. Schon die
Pharaonen rekrutierten in den arabischen Wüsten und
Bogenschützen
aus dem Sudan. Im byzantinischen
Reich schätzte man die barbarischen
Germanen und Hunnen und schließlich die wilden Isaurier. Die arabischen
Reiche importierten ihre besten Krieger als Sklaven ebenfalls aus dem Sudan,
dem Land der Schwarzen, und vor allem berittene Bogenschützen aus
den zentralasiatischen Steppen. Diese Methode war so verbreitet, dass in
der Forschung von "Marginal Area Soldiers" gesprochen wird. In der Blütezeit
des Imperialismus pflegten besonders die Briten die Theorie der "martial
races" , der kriegerischen Rassen, und übersahen dabei, dass diese
Eigenschaften lediglich ein Produkt der harten Lebensumstände waren.
Die Araber waren da schon einmal weiter, denn bereits im Mittelalter schrieb
einer ihrer Autoren: "Immer wenn sich Menschen in fruchtbaren Ebenen niederlassen,
Bequemlichkeiten ansammeln und sich an ein Leben in Luxus und Überfluss
gewöhnen, geht ihre Tapferkeit in dem selben Ausmaß zurück
wie Wüsten- und Wildnisgewohnheiten abnehmen."
Im Abendland stößt man deshalb bereits im Hochmittelalter
immer wieder auf Speerwerfer aus Navarra oder Aragon. Später kamen
Schweizer und Schotten hinzu.
Es ist übrigens typisch, dass diese
rückständigen Söldnerregionen meistens von ihren besser
organisierten Nachbarn, die gleichzeitig oft ihre Hauptkunden waren, annektiert
wurden. So dienten Navarresen und Basken schließlich Spanien und
Frankreich, die Schotten ersetzten nach ihrer Unterwerfung die Hessen in
Englands Sold. Selbst die Schweiz wurde schließlich von Napoleon
in einen reinen Satellitenstaat verwandelt. Für die traditionellen
Söldnerfamilien änderte sich dadurch nur wenig, lediglich dass
ihre Söhne nun für das neue "Vaterland" in den Krieg zogen und
dadurch eigentlich keine "Söldner" mehr waren, sondern "Soldaten".
Eine grundlegende Veränderung ergab sich erst durch steigenden Wohlstand,
und so ist es nicht ganz ohne Ironie, dass es sich ausgerechnet bei den
Schwarzgeldparadiesen Liechtenstein und Andorra um Relikte dieser alten
Söldnerwiegen handelt.
Zu diesen Hauptgebieten kamen natürlich noch zahlreiche andere
wie z.B. Albanien, die Emilia Romagna, Ligurien, die Bretagne oder Wales,
die sich von diesen jedoch nur graduell unterschieden und von ihren mächtigeren
Nachbarn noch viel schneller geschluckt wurden. Dennoch versteht sich von
selbst, dass diese armen Bergregionen spätestens ab der Frühen
Neuzeit den steigenden Bedarf nur noch zu geringen Teilen zu decken vermochten.
Aber auch jetzt waren es die "unglücklichen" Völker, die im politischen
Zentralisierungsprozess weit zurücklagen: Italiener, Iren, Polen,
Ungarn und nicht zuletzt die deutschen Fürstentümer. Verstärkt
wurde dies noch durch gescheiterte Aufstände. Sie sorgten mehrmals
für regelrechte Wellen von Iren und Polen.
Aber auch erfolgreiche
Revolutionen können in kleineren Maßstab - da nun die ehemals
Privilegierten fliehen müssen - zu ähnlichen Resultaten führen.
Nach der Französischen Revolution wurden in vielen Ländern Royalistenregimenter
aus Emigranten aufgestellt, und nach dem Russischen Bürgerkrieg dienten
so genannte "Weiße",
wo sich noch eine der wenigen Gelegenheiten bot. Die USA bedienten sich
der Exilkubaner im Kongo
und in Mittelamerika, und die
Katanga-Gendarmen
offerierten den Portugiesen in Angola ihre Dienste.
Wenn man davon ausgeht, dass politische Zerrissenheit und Armut - am besten
natürlich Elend - die idealen Voraussetzungen zur Rekrutierung von
Söldnern bilden, so liegt auf der Hand, dass ganz besonders das Ende
langer Kriege für einen regelrechten Schub auf dem Markt sorgt. Dann
gibt es zahlreiche Veteranen, die nichts anderes gelernt haben, als sich
ihren Lebensunterhalt mit dem Schwert zu verdienen, denen zudem eine ruinierte
Wirtschaft nur wenig Möglichkeiten für einen Neuanfang bietet.
Man sollte auch nicht denken, dass ein Krieg die Zahl der Söldner
vermindert. Gerade dort, wo er wütet, schwillt ihre Zahl meistens
konstant an. Ausländer werden von ihm angezogen und durch die Verwüstungen
werden unzählige Nichtkombattanten entwurzelt und ins Unglück
gestürzt, die dadurch das Angebot an Rekruten weiter vergrößern.
Es spielt dabei nur selten eine Rolle, wer gesiegt oder verloren hat, denn
die Demobilisation betrifft oft alle Parteien. So zogen Spartaner und Athener
kurz nach dem Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.) gemeinsam als
Söldner nach Persien.
Auch die Freien Kompanien, die nach jedem größeren Waffenstillstand
des Hundertjährigen Krieges (1339-1453) halb Westeuropa verheerten,
setzten sich aus Engländern, Franzosen und ausländischen Söldnern
zusammen. Das Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) führte
hauptsächlich zum Fremdendienst der Deutschen, was daran lag, dass
alle anderen Beteiligten fast ohne Unterbrechung mit neuen Kriegen beschäftigt
waren.
Auch nach den Napoleonischen Kriegen (1815) und dem Sezessionskrieg
in den USA (1865) lässt sich oberflächlich betrachtet noch dieses
Schema verfolgen. Es fällt jedoch schnell auf, dass es sich im Vergleich
zu der hohen Zahl der Ex-Soldaten um verschwindend Wenige handelt. Das
liegt zum Teil daran, dass im 19. Jahrhundert der große Markt für
Söldner einfach nicht mehr vorhanden war; fast alle Nationen stützten
sich bei Bedarf auf Wehrpflichtige oder Kolonialtruppen. Noch wichtiger
dürfte jedoch sein, dass sich trotz allen Elends der Epoche die Lebensumstände
gewaltig verbessert hatten. Hungersnöte waren im Westen selten geworden,
und wenn es doch einmal dazu kam, suchten die Betroffenen ihr Heil in der
Auswanderung und nicht beim Militär. Unter denjenigen, die dennoch
ihr Auskommen als Söldner suchen wollten, dominieren die ehemaligen
Offiziere, für die die Demobilisation mit einem starken sozialen Abstieg
verbunden war. Sie dienten deshalb bevorzugt als technisches Personal oder
Instrukteure. In Ägypten
wurden die Veteranen Napoleons bei diesen
Aufgaben schließlich von denen des Sezessionskrieges abgelöst.
Nach den beiden Weltkriegen setzte sich dieser Trend verstärkt fort.
Verglichen mit früheren Zeiten hatten die heimkehrenden Wehrpflichtigen
vom Krieg einfach genug und nutzten jede Gelegenheit, sich wieder als Zivilisten
in die Gesellschaft zu integrieren. Selbst bei der Fremdenlegion, die ja
gezielt unter Kriegsgefangenen warb, dominierten entgegen mancher Legenden
nicht die alten Nazis, sondern junge Rekruten ohne Kriegserfahrung, die
romantischen Träumen gefolgt waren oder dem tristen Nachkriegsdeutschland
entfliehen wollten. Auch nach dem Vietnamkrieg kamen entgegen der Erwartungen
mancher "Spezialisten" nur sehr wenige US-Söldner auf den Markt.
Das lag hauptsächlich daran, dass die Lebensverhältnisse in den
USA um ein Vielfaches besser waren, als es die Werbung erfordert. Es fehlte
die weit verbreitete Armut, die nach Herodot "Hellas von je als seine Schwester
bei sich" gehabt hatte, als die Griechen die Mittelmeerwelt noch mit ihren
Söldnern versorgten.
Natürlich werden manchmal auch Söldner aus Wohlstandsgebieten
beschäftigt - dies lässt sich zur Zeit gerade im Irak beobachten.
Doch dann muss der Bedarf schon sehr hoch sein, denn in diesem Fall konkurriert
der Sold für einen harten und risikoreichen Job mit dem freien Arbeitsmarkt
und steigt entsprechend. Solche Preise sind im Lauf der Geschichte aber
immer nur in kurzen Krisen oder für Spezialisten mit besonderen Fähigkeiten
bezahlt worden: Offiziere, Artilleristen, Techniker,
Piloten oder Ausbilder.
Es mag sein, dass der moderne Krieg eine Komplexität erreicht hat,
die das notwendig macht. Wir sind dennoch der Ansicht, dass die Globalisierung
gerade vor diesem uralten Gewerbe nicht halt machen wird, und zunehmend
Anbieter mit preiswerten und dennoch gut ausgebildeten Truppen auf den
Markt drängen werden.
Interessiert man sich aber nicht so sehr für die Herkunft der Masse
des einfachen "Fußvolks", sondern mehr für die der besser bezahlten
Spezialisten, stellt man schnell fest, dass diese nur sehr selten aus den
typischen Söldnergebieten kommen. Das liegt hauptsächlich daran,
dass der aktuelle Stand der Kriegskunst, moderne Waffen und Techniken am
weitesten innerhalb der großen Imperien verbreitet sind. Hier scheint
sich die allgemeine Tendenz des Söldnermarktes - Rekrutierung an der
Peripherie, Verwendung im Zentrum - nun umzudrehen. Einige wenige gut ausgebildete
oder ausgerüstete Profis wechseln aus dem Dienst politisch erfolgreicher
Staaten in abgelegene Regionen und erhalten dort einen überdurchschnittlichen
Sold.
Obwohl diese gut bezahlten Berufskrieger aus zumindest militärtechnisch
fortschrittlichen Ländern kommen, gehören sie auch dort nicht
gerade zur gut saturierten Oberschicht. Charakteristisch ist viel mehr
ihre Herkunft aus in ihrem sozialen Status bedrohten Schichten. Der erste
Typus dieser Art, der von Mitteleuropa "exportiert" wurde, waren die schweren
gepanzerten Reiter. Am erfolgreichsten unter ihnen waren sicher die Normannen,
die sich in Süditalien eigene Fürstentümer eroberten und
auch bei den Kreuzzügen eine führende Rolle übernahmen.
Ihre wichtigsten Anführer gehörten zu den 12 Söhnen eines
kleinen normannischen Barons - Tankred de Hauteville -, von denen allein
8 nach Italien gezogen waren. Zu Hause hatten sie nicht viel zu erwarten.
Unter den Soldrittern, die dann im 14. Jahrhundert in Italien und Frankreich
so zahlreich anzutreffen sind, dominieren die nachgeborenen Söhne und
die Bastarde, und viele Adelstitel waren einfach erfunden. Im Spätmittelalter
geriet der Adel in fast ganz Europa in eine tiefe ökonomische Krise.
Söldnerdienste oder Banditentum waren oft die einzigen Möglichkeiten
(meistens gingen sie ohnehin nahtlos ineinander über) um den Lebensstandard
zu halten. So sind es gerade die zahlreichen Hidalgos der spanischen Extremadura,
die außer ihrem Namen und ihrem Schwert kaum etwas besaßen,
die das Gros der Conquistadoren stellen.
Aber der Fremdendienst war auch eine Domäne für talentierte
Aufsteiger, die es in der fest reglementierten Standesgesellschaft ihrer
Heimat nicht weit gebracht hätten. Der "Baron" von Friedrich Wilhelm
von Steuben, der als General im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
berühmt wurde, war eine Erfindung seines Großvaters, der "General"
ein Geschenk des französischen Außenministers. Fast alle der
"Free Lances", die es als
Instrukteure im Mogulreich in Indien zu großen
Ansehen und noch mehr Reichtum brachten, waren ehemals einfache Soldaten.
Die Beachcomber, die sich
mit ihren Musketen in der Südsee als Königsmacher
betätigten, waren entlaufene oder gestrandete Seeleute. Es liegt allerdings
in der Natur der Sache, dass der hohe Sold für Spezialisten nur bezahlt
wird, wenn diese wirklich etwas neues zu bieten haben. Und dieser Vorteil
schwand um so mehr, als sich westliche Militärtechnik um den Globus
verbreitete. Ein letzter Erfolg und zugleich ein Wendepunkt war der Einsatz
der Kongosöldner in den 60er Jahren;
Biafra und Angola einige Jahre
später wurden bereits zu einem Desaster.
Egal um welche Art von Söldnern es sich handelt - billige Massenware
oder gut bezahlte Spezialisten -, so wird dennoch deutlich, dass für
ihre Herkunft weniger nationale Identitäten, sondern eher bestimmte
Regionen oder soziale Schichtungen verantwortlich sind. Douglas Porch bezeichnet
deshalb in seiner hervorragenden Geschichte der Französischen Fremdenlegion
diese auch als eine Geschichte der europäischen Arbeiterklasse, "die
durch die Finger der kapitalistischen Revolution geschlüpft ist",
eine Chronik von Gescheiterten, Flüchtlingen und Außenseitern
der Gesellschaft. Es gibt auch kaum Gründe nationalen Stolz auf das
Söldnertum der eigenen Landsleute zu empfinden. Denn diese waren meistens
eine sehr internationale Mischung und hatten dem Vaterland ja Lebewohl
gesagt. Vor allen Dingen aber sind Söldnerdienste immer ein deutliches
Indiz dafür, dass es diesem Vaterland alles andere als gut ging. So
betrachtet ist die Geschichte der Söldner auch im Großen, in
der nationalen Perspektive eine Geschichte der Verlierer. Und genau hier
legt der Grund, warum wir versuchen wollen, zumindest einige der Hauptlieferanten
vorzustellen.