Die Uskoken von Senj
Habsburgs Wachhunde an der Militärgrenze.
An der langen Grenze zwischen Christentum und Islam, bildeten sich
während der Jahrhunderte langen Auseinandersetzungen neue Gemeinschaften
aus Kriegern, die manchmal zwischen den Fronten eine Art neuer Raubstaaten
bildeten. Ihre Basis bildeten Reste der vom Krieg entwurzelten Bevölkerung
und zurückgebliebene Söldner. Verstärkt wurden sie durch
Flüchtlinge und Glücksritter von beiden Seiten. Auf diese Weise
entwickelten sie mit der Zeit eine eigene ethnische Identität, die
sich aus zum Teil sehr verschiedenen Kulturen nährte. Relativ bekannt
sind hier die Babareskenstaaten in Nordafrika und die Kosaken in der Ukraine.
Viel weniger weiß man dagegen über die Uskoken, die sich im
16. Jahrhundert etwa in der Mitte dieser permanent unruhigen, blutenden
Grenzen formierten.
Nach den großen Eroberungen unter Suleiman dem Prächtigen
war die türkische Offensive nach der Belagerung von Wien (1529) langsam
eingeschlafen. Starke Kräfte wurden im Osten im Kampf gegen die persischen
Schiiten gebunden. Da die Habsburger im Westen mit Frankreich und den Protestanten
beschäftigt waren, wurde der Balkan zu einem Nebenkriegsschauplatz.
Beide Seiten unterhielten zwar Garnisonen in den wichtigen Festungen, führten
den eigentlichen Krieg aber sonst mit Banden aus Irregulären, die
sich weitgehend selbst versorgen mussten. An große militärische
Operationen war unter diesen umständen nicht zu denken, und so versuchte
man durch gezielte Verwüstung des Landes, Raubzüge und Terrorisierung
der Bevölkerung die Ressourcen des Gegners zu schwächen. Waren
schon durch die türkischen Eroberungen zahlreiche Menschen vertrieben
worden, so entwurzelte der Kleinkrieg immer neue Massen, die verzweifelt
nach einem Ersatz für ihre niedergebrannten Häuser und verwüsteten
Felder suchten.
Die Habsburger versuchten bald das militärische Potential dieser
Flüchtlingen zu nutzen und siedelten sie in den umkämpften Gebieten
an. Dort erhielten sie Steuerprivilegien und mussten im Gegenzug als Milizen
die Grenzen sichern. Da jedoch entlang der Grenze Ackerbau und Viehzucht
ein äußerst unzuverlässiger Lebensunterhalt waren, bildeten
die Siedler selbst Banden und nutzten den Raub in türkischem Gebiet
als Haupteinnahmequelle. Sold von den Habsburgern erhielten nur einige
wenige, und auch von diesen wurde erwartet, dass sie den Feind schädigten.
Etwa um 1530 tauchte dann für die Banden auf christlicher Seite der
Begriff "Uskoken" auf, mit ursprünglich ein Flüchtling gemeint
war. Obwohl sicher ein guter Teil aus der näheren Umgebung also aus
Dalmatien stammte, ist es sicher falsch, Uskoken mit Kroaten gleichzusetzen.
Am Anfang stellten orthodoxe Christen vom Balkan einen sehr hohen Anteil,
die oft "Vlachs" genant wurden, dazu kamen Rumänen und Albaner, türkische
Gefangene und Deserteure. Wenn die Geschäfte gut gingen fanden sich
italienische Abenteurer ein und Deserteure aus den venezianischen Stützpunkten,
und sicher auch der eine oder andere Landsknecht der unterbezahlten habsburgischen
Garnisonen wird in den Reihen der Uskoken sein Glück versucht haben.
In österreichischen Chroniken wurden die Uskoken anfangs oft "herübergefallne
Turgkhen" genannt, worunter zu verstehen war, dass es sich um ehemalige
Moslems handelte. Ein Verwalter in Kroatien schrieb: "Sie waren wichtige
und gefährliche Soldaten unter den Vlachs, und sie taten dem Königreich
großen Schaden als sie noch bei den Türken waren, aber jetzt
sind sie zum christlichen Glauben zurückgekehrt." Wie in den meisten
dieser Kriegergemeinschaften nahm man es mit der Herkunft nicht sehr genau,
tapfere Männer waren immer willkommen. Da sich die Uskoken jedoch
als Glaubenskämpfer fühlten und mit dem Kampf gegen den Islam
ihre Raubzüge rechtfertigten, mussten sich Neuankömmlinge schnell
zur römisch-katholischen Kirche bekennen, und so verweisen in den
Quellen nur noch einige Spitznamen wie Muradt, Turco Marco, Turco Ivan
oder Guli-baba auf eine türkische Herkunft.
Zum ersten wichtigen Zentrum der Uskoken wurde Klis. Von dort aus unternahmen
sie ausgedehnte Raubzüge ins Gebiet des heutigen Bosnien. Dabei kämpften
sie oft mehr zu Fuß als zu Pferde, da es wichtig war die türkischen
Vorposten und Patrouillen zu umgehen. Sie waren typische abgehärtete
Grenzlandkrieger, die mit einer Tasche trockenem Brot und Käse, einem
Schlauch Wasser oder Wein viele Tagemärsche durch unwegsames Gelände
vorstoßen konnten. Kaiser Ferdinand I. schrieb einmal über sie::
"Nur diese Leute sind in der Lage die Grenzen zu bewachen. Sie sind mutig
und bereit zu leiden, was weder Deutsche noch andere Völker tun können.
Nur sie können viele Tage kämpfen mit einem einzigen Laib
Brot pro Mann." Ihre bevorzugte Beute waren natürlich reiche Kaufleute
oder Transporte, doch die waren selten. So mussten sie sich meistens mit
Getreide, Vieh und Menschen zufrieden geben. Wohlhabende Gefangene wurden
später dann wieder gegen Lösegeld freigegeben. Die große
Masse dagegen landete auf den Sklavenmärkten Italiens und damit meist
auf den Ruderbänken der Galeeren Venedigs oder des Großherzogs
der Toskana.
In Klis selbst herrschte zwar ein österreichischer Kommandeur,
da dieser aber nur über einige Landsknechte und Kanoniere verfügte,
war er über jede Verstärkung froh. Allerdings erlaubte ihm Wien
nur die Besoldung von 200 Uskoken, und selbst für diese traf das Geld
nur äußerst unregelmäßig ein. Dennoch zog Klis ständig
neue Scharen von Vertriebenen und Abenteurern an, die seine gute Lage zu
schätzen wussten. Von hier aus konnten sie ihre Raubzüge weit
ins türkische Hinterland ausdehnen. Zudem war Klis stark befestigt,
so dass einige türkische Angriffe abgeschlagen werden konnten. Aber
1527 fiel Obrovac und damit war Klis vom habsburgischen Machtbereich abgeschnitten.
Verbindung bestand nur noch zu den venezianischen Besitzungen der an der
Küste. Da die Venezianer aber zu dieser Zeit mehr an guten Geschäftsbeziehungen
zur Türkei interessiert waren, die durch den Kleinkrieg der Uskoken
gestört wurden, war von dort keine Hilfe zu erwarten.
Nach und nach zogen die Türken den Ring um Klis immer enger. Nachdem
die letzten Außenposten gefallen waren, kam es 1536 zu einer großen
Belagerung. Trotz seiner guten Lage und seiner starken Mauern war Klis
mit Munition und Lebensmitteln chronisch unterversorgt. Die Habsburger
hatten sich daran gewöhnt, dass sich ihre Söldner weitgehend
selbst versorgten und noch nicht einmal das Allernotwendigste geschickt.
Dennoch kämpften die Uskoken verzweifelt und hofften auf Nachschub.
Doch Venedig blockierte die Küste und verbot auch Split jede Hilfe.
Als schließlich das letzte Pulver verschossen und der Kommandant
gefallen war, übergaben die Uskoken die Festung gegen freien Abzug.
Die meisten flohen nach Senj, einer kleinen unbedeutenden Stadt in Dalmatien,
in der die Uskoken als Seeräuber ihren eigentlichen Ruhm begründen
sollten.
Senj lag zwar wesentlich weiter von ihren alten Jagdgründen in
Bosnien entfernt, dafür war es aber eine Hafenstadt, und die Uskoken
lernten schnell, sich der neuen Lage anzupassen. Natürlich unternahmen
sie auch noch weiterhin Raubzüge zu Land, mit der Zeit verlagerten
sie ihre Aktivitäten jedoch zunehmend auf das Meer. Dabei konnten
sie auf die heimliche bis offene Unterstützung der Küstenbewohner
zählen, die seit den Tagen der Griechen und Römer Erfahrungen
als Piraten, Schmuggler oder Strandräuber gesammelt hatten. Das karge
Hinterland bot nur wenigen einen erbärmlichen Lebensunterhalt, die
zerklüftete Küste mit ihren zahlreichen Inselchen, Riffen und
heimlichen Buchten war dagegen eine ideale Basis um sich vom florierenden
Handel der Adria seinen Teil zu sichern. Entsprechend den landschaftlichen
Gegebenheiten benutzten die Uskoken keine großen Segelschiffe oder
Galeeren, die sie ohnehin nicht hätten finanzieren können, sondern
relativ kleine Ruderboote mit 12-16 Rudern und bis zu 50 Mann Besatzung.
Diese Boote waren schnell und wendig, konnten fast überall landen,
leicht versteckt werden und über Riffe und in Buchten flüchten,
wo ihnen kein Kriegschiff folgen konnte.
Mit ihren Booten fuhren die Uskoken nun die Küste nach Süden
entlang, landeten heimlich und stießen dann in türkisches Gebiet
vor, wo sie nach wie vor hauptsächlich Vieh und Sklaven raubten. Das
Hauptproblem war, dass sie dabei meistens venezianisches Gebiet durchqueren
mussten. Zwar sympathisierte die Bevölkerung dort oft mit den Uskoken
und auch die Kommandeure der kleinen Garnisonen drückten gern ein
Auge zu, wenn sie an der Beute beteiligt wurden, in Venedig hatte man allerdings
kein Verständnis dafür, da man türkische Repressalien befürchtete.
So kam es immer öfter vor, dass die Uskoken von venezianischen Galeeren
verfolgt wurden oder ihre Anmarschwege blockiert sahen. Ihre bevorzugte
Beute waren allerdings reiche türkische Handelsschiffe. Da ein Großteil
türkischer Waren jedoch von venezianischen Schiffen transportiert
wurden, nahmen sich die Uskoken bald die Freiheit auch diese auf See zu
stoppen und nach Handelsgütern von türkischen und jüdischen
Kaufleuten zu durchsuchen, die dann beschlagnahmt wurden. Nichtchristliche
Passagiere wurden gefangen genommen und später gegen Lösegeld
wieder freigegeben oder als Sklaven verkauft.
Wenn ein Handelschiff von den Uskoken ausgemacht wurde, näherten
sich schnell mehrere ihrer Ruderboote und riefen "wenn ihr Christen seid,
kämpft nicht, wenn ihr Türken seid, ergreift die Waffen". Wenn
die Beute nicht sofort stehen blieb, eröffneten sie das Feuer und
enterten. Kam es zu Gegenwehr wurden auch Christen getötet. Natürlich
fälschten die Venezianer oft die Ladepapiere und machten so türkische
Waren zu italienischen. Doch die Uskoken hatten gut bezahlte Informanten
in Venedig, zudem war der eine oder andere Kaufmann auch an einem Versicherungsbetrug
interessiert, vor allem wenn er seine geraubten Waren dann später
äußerst günstig in Senj zurückkaufen konnte. Es gab
sogar Kapitäne, die heimlich mit den Uskoken zusammenarbeiteten, ihnen
Ladung samt türkischen Passagieren verkauften, und das ganze später
als heimtückischen Überfall deklarierten. Oft waren die Besitzverhältnisse
der Fracht natürlich nicht eindeutig zu belegen. Je nach Notlage entschieden
die Uskoken dann zu ihren Gunsten. So kontrollierten sie einmal ein venezianisches
Schiff, das Biskuit geladen hatte, als keine türkische oder jüdische
Fracht gefunden wurde, nahmen sie die Ladung trotzdem und sagten "St. Markus
ist reich und hat viel Geld; und wir sind arme Leute und sterben vor Hunger."
Das Beispiel mit dem Biskuit illustriert gut, dass die Uskoken nur selten
große Schätze erbeuteten. Oft litten sie Hunger und waren froh,
wenn sie etwas Vieh rauben konnten. Reich wurden bestenfalls die Kaufleute,
die als Hehler in Senj die Waren aufkauften. Bei ihnen erhielten die Uskoken
auch Kredit, um die Zeit bis zum nächsten Raubzug zu überbrücken.
Wenn sie dann zurückkahmen, war meistens der ganze Gewinn für
die angehäuften Schulden wieder weg. Falls wirklich einmal reiche
Beute gemacht wurde, so wurde das schnelle Geld wie bei allen Söldnern
umgehend vertrunken und verspielt. Ein Bischof schrieb deshalb, dass man
nie davon gehört habe, dass ein Uskok reich geworden sei. Trotz aller
Ähnlichkeiten mit Algier erreichte Senj nie dessen Größe
und Reichtum. Es war eine Piraterie der kleinen Leute.
Dennoch genügte die gemachte Beute und sicher mehr die Gerüchte
davon, immer neue Abenteurer anzulocken. Das Gros stellten zwar immer noch
die Kriegsflüchtlinge vom Balkan, in zunehmendem Maße stellten
sich aber auch Italiener ein, venezianische Deserteure, gesuchte Kriminelle
aus Ancona Apulien, aber auch erprobte Korsaren, deren Unternehmungsgeist
durch die strengeren Gesetze in Italien gebremst wurde. Entlassene Söldner
verschiedener Parteien, darunter viele Albaner, kamen nach Senj, das sich
zum sicheren Schutzhafen für Glücksritter unterschiedlichster
Herkunft und Couleur entwickelte. Selbst Türken scheinen nicht selten
gewesen zu sein. Manche kamen aus eigenem Antrieb, andere wurden unter
den Kriegsgefangenen rekrutiert. So wird von einem Albaner berichtet, der
als Gefangener Uskok wurde. Er wurde sofort getauft, sprach aber kaum kroatisch
und konnte weder das Vaterunser noch das Kreuz machen. Als einmal in Venedig
mehrere Uskoken enthauptet werden sollten, um eine türkische Gesandtschaft
zu erfreuen, baten die Türken überraschend um das Leben der Verurteilten,
da sie unter ihnen einige Landsleute erkannt hatten. Solche Übertritte
wurden erleichtert, da sich die Banden auf beiden Seiten ohnehin sehr ähnlich
waren. Türkische Banden wurden manchmal als "türkische Uskoken"
bezeichnet. Außerdem fühlten sich viele Uskoken den Türken
näher als den venezianischen Krämern. Beide pflegten als Krieger
einen strengen Ehrenkodex, manchmal kam es zu formalen Zweikämpfen,
bei denen streng auf Ritterlichkeit geachtet wurde.
Die Uskoken waren ein Gemisch aus vielen Völkern, dennoch entwickelten
sie eine Art eigener Identität. Ihre typische Kleidung bestand aus
ärmellosen Jacken, weißen Hemden, halblangen Hosen, Sandalen
und Umhang. Viele hatten ähnlich den Kosaken eine Glatze, die lediglich
von einer Locke geziert wurde. Auch wenn es für manche nur ein Vorwand
war, fühlten sich doch die meisten als eine Art Kreuzritter, die auf
einem vorgeschobenen Außenposten das Abendland verteidigten. Dabei
waren natürlich Ehre, Tapferkeit und Blutrache von zentraler Bedeutung.
Sie sollen fast immer ihr Wort und ihre Eide gehalten haben. Oft rächten
sie auch als Gruppe Taten, die gegen andere Uskoken begangen worden waren.
Vergeltungsmaßnahmen wurden oft mit äußerster Grausamkeit
durchgeführt und abgeschnittene Köpfe, Nasen und Ohren waren
wie überall auf dem Balkan als Trophäen begehrt. Die Uskoken
hatten allerdings einen besonders grausamen Ruf. Man sagte ihnen nach,
Blut zu trinken und die gerösteten Herzen ihrer Feinde zu essen. Das
waren zwar sicher weitgehend Legenden, die aber auf einzelnen realen Ereignissen
basierten.
1596 fühlten sich die Uskoken dann stark genug, ihre alte Basis
Klis zurückzuerobern. Dort und im Umland gab es immer noch zahlreiche
Christen, die nachts 80 Uskoken in die Festung ließen. Diese bemächtigten
sich eines Tors, ließen weitere 300 herein und überwältigten
in einem blutigen Kampf die Besatzung. Als Zeichen ihres Sieges hissten
sie das Banner der Habsburger und dekorierten die Wälle mit türkischen
Köpfen. Nach diesem Erfolg erhielten sie viel Zulauf aus Umland. Bald
rückte jedoch eine starke türkische Armee heran und begann mit
der Belagerung. Die Venezianer, wie so oft an einem guten Verhältnis
mit der Türkei interessiert, sperrten den Nachschub von Split. Ohne
Nachschub war Klis nicht lange zu halten. Als dann auch noch ein schnell
zusammengestelltes Entsatzheer von den Türken geschlagen wurde, mussten
die Uskoken die Festung wieder räumen. Diese Mal mussten mit ihnen
auch viele ihrer Unterstützer aus Klis und dem Umland fliehen. Vor
allem bei diesem Rückzug hatten sie schwerste Verluste. Sie sollten
Venedig diesen "Verrat" nie vergessen.
Es wäre für das mächtige Venedig sicher kein allzu großes
Problem gewesen, das Piratennest Senj niederzubrennen. Aber hinter Senj
standen die Habsburger in Triest und Wien, und mit diesen wollte sich Venedig
nicht anlegen - noch nicht. Also war die normale Reaktion auf Gesetzesverstöße
der Uskoken folgende: die Türken beschwerten sich in Venedig, Venedig
beschwerte sich in Wien. Dort wurde erst einmal alles gründlich geprüft.
Eventuell wurde dann der Kommandeur in Senj um Stellungnahme gebeten. Da
dieser normalerweise an der Beute beteiligt war, erklärte er, dass
er seit Monaten oder gar Jahren keinen Sold für seine Truppen erhalten
habe und diese ja irgendwie unterhalten müsse. Auf diesem Weg war
also nur sehr wenig zu erreichen. Nur nach den allerdreistesten Überfällen
konnte es mal zu einer Bestrafung kommen. Venedig machte deshalb verstärkt
Jagd auf die Seeräuber oder versuchte sie durch Blockaden ganz an
der Ausfahrt zu hindern. Doch es war äußerst schwierig die kleinen
Boote zu erwischen. Sie schlüpften in dunklen Nächten oder bei
Sturm durch manche Blockade, wurden über Land geschleppt oder verschwanden
in kleinen Buchten. So klagte einmal ein Venezianer, es wäre einfacher
Vögel mit bloßen Händen am Flug zu hindern, als den Uskoken
den Seeweg zu versperren.
Dennoch litten die Uskoken stark unter den venezianischen Blockaden,
die sie ihnen den Weg nach Süden versperrten, und sie sahen sich zunehmend
gezwungen im christlichen Hinterland zu plündern, was wiederum zu
Verstimmungen mit den Habsburgern führte. Unter diesen Umständen
eskalierte der Konflikt mit Venedig ständig. An Ostern 1597 verließ
eine Flotte von über 500 Uskoken Senj, um Rache für Klis
zu nehmen. Statt nach Süden zu fahren, wandten sie sich gegen Istrien
und überfielen venezianischen Hafen Rovinj. Dort machten sie zwar
äußerst reiche Beute, doch der Überfall kam einer Kriegserklärung
gleich. Die Habsburger sahen sich gezwungen, einen General zur Untersuchung
zu schicken. Dieser ließ dann 7 Uskoken hinrichten und verbannte
einige venezianische Deserteure, konnte aber nicht durchsetzen, dass Beute
zurückgegeben wurde. Venedig verschärfte seine Blockaden und
konnte auch einige Uskoken abfangen, diese gingen im Gegenzug immer ungehemmter
gegen venezianische Schiffe vor. Um einen großen Krieg zu vermeiden
schickten die Habsburger 1601 General Joseph Rabatta mit starken Truppen
nach Senj. Der nahm einige wichtige Anführer gefangen und schickte
hunderte Uskoken in die Garnisonen im Hinterland. Da er aber kein
Geld aus Wien erhielt, um den ausstehenden Sold zu bezahlen, verlor Rabatta
schnell an Autorität und wurde schließlich von einer wütender
Menge erschlagen.
1606 schlossen dann sogar die Habsburger mit den Türken einen Vertrag
gegen alle Überfälle an Grenze. Sie wollten ihre Kräfte
auf die Auseinandersetzungen mit den Protestanten in den Niederlanden und
im Reich konzentrieren und benötigten deshalb Frieden an ihrer Südgrenze.
Das nahm den Uskoken ihre Existenzgrundlage, ohne ihre Raubzüge wären
sie verhungert. Sie plünderten deshalb wieder venezianische Schiffe
und in Istrien. Doch zunehmend waren sie auch unter sich selbst über
Ausmaß und Ziel der Raubzüge zerstritten. Viele verließen
Senj und ließen sich von den Stephansrittern oder Neapel anwerben,
die weiterhin Galeeren zum Kaperkrieg ausrüsteten. Dort waren sie
als gute Kämpfer und Seeleute geschätzt. Sogar Venedig nahm einige
in Dienst, um Senj zu schwächen.
Bei andauerndem Frieden wären die Uskoken wahrscheinlich von alleine
verschwunden, oder besser gesagt auf das Maß an Banditentum und Piraterie
geschrumpft, das an der dalmatischen Küste seit Jahrhunderten existierte.
Ende 1615 brach dann jedoch zwischen Österreich und Venedig der so
genannte Gradiscakrieg aus, der auch manchmal "Uskokenkrieg" genannt wird.
Hier erwiesen sich die Uskoken noch einmal als unentbehrliche Truppe im
Guerillakrieg. Dennoch verpflichteten sich die Habsburger im Frieden von
Madrid dazu, die Uskoken aus Senj abzuziehen und durch österreichische
Söldner zu ersetzen. Der Dreißigjährige Krieg stand vor
der Tür und dafür war Frieden im Süden eine wichtige Voraussetzung.
Das war zwar das Ende für Senj als Piratennest, viele Uskoken betätigten
sich jedoch weiterhin auf eigene Faust als Seeräuber. Die meisten
traten in die Dienste des Großherzogs der Toskana oder Neapels. Nach
1645 begann dann eine Zeit schwerer Kriege zwischen Venedig und der Türkei,
in denen auch immer in Dalmatien gekämpft wurde. Hier gab es dann
wieder mehr als genug Verwendung für die alten Uskoken, die nun in
die Dienste Venedigs traten. Allerdings hatten sich die Zeiten inzwischen
geändert, Verwaltung und Organisation des Söldnerwesens hatte
während des Dreißigjährigen Krieges große Fortschritte
gemacht. Und so bildeten die Uskoken keinen halbautonomen Korsarenstaat
mehr, sondern kämpften als normale Söldner im venezianischen
Heer.